„Frieden entsteht, wenn Menschen mit sich und ihren Beziehungen in Frieden sind“

Anja Bonde ist Coach, Yoga-Lehrerin und Schamanin. In einer bisher einzigartigen Ausbildung zum „Life Yoga Coach“ bringt sie diese unterschiedlichen Lehren für Körper, Geist und Seele zusammen, damit die Teilnehmenden nichts weniger finden als: ihre Berufung. Gerade in Zeiten von Krieg und Pandemie erscheint das ein größeres Bedürfnis zu sein denn je.

Geld, Erfolg, Reichtum – das ist es, was viele Coaches heute in den sozialen Medien versprechen. Und Sie?

Anja Bonde: Wenn ich etwas verspreche, dann ist das persönliches Wachstum und innerer Reichtum. Ein Stück weiter zu sich selbst zu finden. Ich spreche Menschen an, die so arbeiten wollen, dass es ihnen Spaß macht und für sie im wahrsten Sinne sinnvoll ist. Sie wollen ihre Berufung finden. Dabei geht es auch darum, dass sie mit dem, was sie gern tun, Geld verdienen und davon gut leben können – also ohne Existenzängste. Aber das ist nicht der Grund, der sie antreibt.

Sondern?

Viele von ihnen haben schon diverse Ausbildungen gemacht, teilweise mehr als ich. Sie haben aber Schwierigkeiten damit, ihre „PS auf die Straße zu bringen“. Es fehlt ihnen eine klare Umsetzungsidee und -strategie. Da sind Menschen, die Körper, Seele und Geist verbinden möchten. Sie interessieren sich für Yoga, praktizieren es oder sind Yogalehrer. Auf diesem Weg erfahren sie eine große Persönlichkeitsentwicklung, die das Leben erst einmal auf den Kopf stellen kann. Durch die Übungen kommt energetisch viel in Bewegung. Da steht auf einmal die Ehe auf dem Spiel. Sie merken, dass der Job keinen Spaß mehr macht und spüren, hier muss ich etwas ändern. Die klassische Yoga-Lehrer-Ausbildung fängt so etwas in der Regel nicht auf, aber in Verbindung mit klassischen Coachingmethoden entsteht eine Lösung auf körperlicher und geistiger Ebene.

Ist Ihnen deshalb die Idee zur „Life Yoga Coach“-Ausbildung gekommen, um Yoga und Coaching zu verschmelzen?

Das geht noch weiter zurück. Ich komme eigentlich aus dem Fitnessbereich und habe auch in der Physiotherapie gearbeitet. Dort habe ich gemerkt, dass die rein körperliche Komponente nicht reicht: Wenn Menschen mit ihren verspannten Schultern zu mir kamen, konnte ich sie zwar trainieren, aber wenn sie ihren inneren Stress nicht auflösen konnten, dann ging das nie weg. Wenn ich den Leuten aber zugehört und ihnen kleine Impulse gegeben habe, zu schauen, was sie gerade verspannt, löste das etwas aus. So begann ich, mich mit Coaching auseinanderzusetzen: Damit ich mit meinen Klienten gemeinsam eine Strategie entwickeln konnte, mit Lebensproblemen umzugehen.

Und wie kam die seelische Komponente hinzu?

Ich habe schon immer gewusst, dass bestimmte Dinge passieren, damit wir daraus lernen können. Das ist eine Lebenshaltung. Mein Vater ist früh gestorben, ich habe meinen Bruder mit 14 Jahren verloren. Es gab immer wieder Ereignisse und Schicksalsschläge, die mich sensibler für den Sinn des Lebens gemacht haben. Du kannst dann ins Leid gehen und dich darin verlieren oder dich fragen: Was hat das jetzt mit mir zu tun und was kann ich daraus lernen? Welchen Sinn hat es, dass mir bestimmte Dinge immer wieder passieren oder ich immer wieder dieselben Menschen anziehe, die mir nicht guttun? Ohne jetzt super esoterisch zu werden: Du spürst, da ist noch mehr. Da ist diese Verbindung von Körper, Seele und Geist. So habe ich den Schamanismus für mich entdeckt – so wurde die Sache rund für mich.

Erscheint den Teilnehmenden der Schamanismus nicht erst einmal sonderlich?

Nein, gar nicht. Die allermeisten Menschen finden das total interessant, denn der Schamanismus ist unprätentiös und geerdet. Im Schamanismus erweitern wir unsere Wahrnehmung. Es gilt nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch die Gefühle und Visionen, die diese Worte auslösen. Wir lesen praktisch zwischen den Zeilen und fühlen, um was es auf anderer Ebene geht. Es gibt ganz einfache Rituale, die jeder machen kann um Probleme auf eine andere energetische Ebene zu bringen.

Zum Beispiel?

Da gibt es etwa das Feuerritual: Du hast dich von deinem Partner getrennt und schreibst jetzt noch einmal alles Positive und Negative auf

einen Zettel und gibst den für einen energetischen Abschluss ins Feuer. Natürlich werden nicht nur alte Partner verbrannt, es funktioniert auch mit allen anderen Dingen, die wir gern loslassen wollen. Es hat eine andere Energie, ob ich im Kopf entscheide, etwas loszulassen oder es sinnlich erfahre und es energetisch umsetzte. Auch bei Führungskräfte-Seminaren in größeren Firmen baue ich Elemente des Schamanismus ein. Ich rassele, eröffne den heiligen Raum, mache mal ein Feuer– das kommt tatsächlich sehr gut an.

Wieso ist das auch etwas für Chefs in DAX-Konzernen, die man sonst eher nicht mit Rasseln und Feuerritualen in Verbindung bringen würde?

Ich rassele nicht unbedingt beim ersten Mal, sondern hole die Menschen dort ab, wo sie sind. Ich bin der festen Überzeugung, dass es gerade in Firmen darum geht, neue Wege zu gehen um die stetigen Veränderungen erfolgreich umzusetzen. Der Schamanismus eröffnet im positiven Sinne eine neue Ebene in einer Welt, die sich gerade komplett verändert. Oft muss ja etwas erstmal total zerstört werden, bevor etwas neu entstehen kann. Das spüren die Menschen. Viele empfinden sich als Einzelkämpfer und haben ein Bedürfnis nach Gemeinschaft und Ritualen, die alles wieder miteinander verbinden.

Und das funktioniert auch in virtuellen Räumen? Ihre Ausbildung ist ja als Online-Seminar angelegt.

Ich staune, was man – auch mit der Hilfe von Ritualen – für Räume online eröffnen kann. Da entsteht eine richtige Nähe. Vor Corona habe ich immer in Präsenz gearbeitet und konnte mir nichts anderes vorstellen. Corona hat meine ganze Arbeitswelt im positivsten Sinne auf den Kopf gestellt.

Wie hat sich das entwickelt?

Ich bin vor zwei Jahren aus Norddeutschland weggegangen, wo ich ein eigenes Studio für Coaching und Personal Training hatte – und wusste, ich muss etwas Neues starten. Etwas, für das mein Herz brennt. Im Grunde genommen musste ich da selbst den Prozess durchlaufen, den viele der Teilnehmenden in meinem Kursus durchlaufen: Selbstzweifel, Ängste und schlaflose Nächte: Schaffe ich das? Schließlich habe ich in der Corona-Pandemie mein ganzes Geld in die Ausbildung gesteckt. Wir Menschen mögen es ja warm und kuschelig. Wenn man aus seiner Komfortzone rausgeht, wird es ruckelig. Entweder man geht dann zurück oder beginnt, diese Phase voller Unsicherheiten zu verstehen. Dann entsteht etwas Neues. So ist das auch in meinem Kurs: Alle Teilnehmenden verlassen ihre Komfortzone, sowohl persönlich als auch mit ihrer Idee, die sie in Leben bringen wollen. Da sind sich übrigens alle Teilnehmer einig: Sie wollen Menschen unterstützen und die Welt besser machen.

Und funktioniert das?

Meine Teilnehmer sind ganz besondere Menschen, die sich trauen, auch in schwierigen Zeiten einen neuen Weg zu gehen. Sie tun es gerade jetzt! Und auch sie haben wiederum Menschen, mit denen sie arbeiten. Ich bin überzeugt: Je mehr Menschen es gibt, die durch innere Arbeit und Reflektion die Energie in der Welt hochhalten, desto leichter vollziehen sich die Veränderungen. Das ist es, was mich auch antreibt: die Welt ein bisschen besser zu
machen. Denn: Frieden entsteht, wenn Menschen mit sich und ihren Beziehungen in Frieden sind. Und je mehr Menschen das sind, desto besser läuft es – vom Kleinen zum ganz Großen.